Digitales Lernen – Chance oder Risiko?

Ein kleiner Virus – mit dem bloßen Auge unsichtbar – hat unsere Welt seit Beginn dieses Jahres auf den Kopf gestellt. Es hat eine Entwicklung beschleunigt, die sich in den letzten Jahren, eigentlich Jahrzehnten, abzeichnete und vermutlich fortsetzt. Arbeiten, Kommunizieren und Lernen ist zunehmend ins Netz gewandert. Begegnung erfolgt nun häufiger virtuell statt im direkten persönlichen Kontakt.

Chance oder Risiko? Was sind die Unterschiede?
Und was bedeutet das für Referenten und Trainer?

Unterschiede können wir auf 3 Ebenen ausmachen:

Bei einem virtuellen Meeting bin ich körperlich nicht mit meinen Kommunikationspartnern in einem Raum. Ich sitze in meist ergonomisch ungünstiger Haltung vor meinem Computer. Durch einen Bildschirm erfolgt der Kontakt zur Welt. Idealerweise ohne technische Störungen. Das ist eine – gemessen an der Menscheitsentwicklung – neuere Form der Begegnung. Die Evolution hat unsere Gehirne noch nicht darauf eingestellt mittels Maschinen zu kommunizieren. Wir wollen lieber mit all unseren Sinnen begreifen. Wir wollen wissen, ob wir den Anderen „gut riechen können“, wir wollen den Kontext erfassen. Wir wollen wissen, ob wir vertrauen können. Im virtuellen Raum können wir nun leider nur einen Bruchteil der Informationen dafür nutzen. Ca. 65-90 % unserer Kommunikation ist nonverbal. Und sie bestimmt entscheidend darüber, wie Aussagen tatsächlich gemeint sind und wie wir diese auffassen. So wirkt eine Zusage mit einem offenen Lächeln und offener Körperhalt deutlich vertrauensbildender und zuverlässiger als wenn diese mit Kopfschütteln und Vermeidung von Blickkontakt geschieht. Im virtuellen Raum fehlen uns viele Informationen. Unser Gehirn verbraucht unglaublich viel Rechenleistung diese Informationen auszugleichen. Auf der mentalen Ebene ist das also unvergleichlich anstrengender als die gute alte Face to Face Kommunikation. Und Ablenkung ist nur einen „Klick“ entfernt („Nur mal schnell die Mails checken…“).

Eng damit verknüpft ist die motivationale bzw. emotionale Ebene. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die meisten Menschen mögen Kontakt und Austausch. Es führt zur einem positiveren Stimmungslage, besseren Stressverarbeitung bis hin zu einem stärkeren Immunsystem. Das ist zur Zeit ja nicht ganz unwichtig. Und die wichtigsten Fähigkeiten in unserem Leben haben wir über einen engen Austausch mit anderen Menschen erlangt. Die Nähe, die Resonanz, vielleicht auch mal die Kabbeleien und letztlich das Gruppengefühl entsteht virtuell nicht automatisch. Der digitale Raum kann also einsam sein. Dann bin ich offener für Ablenkung. Er kann aber auch zu einem spannenden, lebendigen, interaktiven und unkompliziert zu organisierendem (keine Reiseaufwände!) Ort der Begegnung und des Lernens werden. In virtuellen Teams oder in virtuellen Trainings können wir aktiv für Begegnung, Feedback, Resonanz, Gruppenzugehörigkeit etc. sorgen. Dann bin ich gerne und konzentriert dabei. Dafür braucht es ein Grundverständnis über die Besonderheiten und ein paar Methoden und Tricks.

Tatsächlich habe ich genau das auch gerade selbst so erlebt. Als dieser besagte Virus im März mein komplett ausgebuchtes Jahr zum Stillstand brachte, entwickelte sich „aus dem Nichts“ ein intensiver, äußert produktiver Austausch unter Trainerkollegen, wie ich ihn noch nicht erlebt hatte – und zwar über Zoom, Teams, Webex, Miro und Muralbords etc. – also komplett im virtuellen Raum. Ich habe hier einen inspirierenden Teamgeist erlebt und eine enorme persönliche Lernkurve entwickelt. Sehr fokussiert und produktiv entstanden so in den letzten Monaten viele neue Ideen und Online Formate. Und auch meine Teilnehmer erlebten die virtuellen Treffen sehr positiv: „Ich hätte nicht gedacht, dass Online Trainings so effektiv und zugleich auch soviel Spaß machen können! Es war sehr kurzweilig und interaktiv. Ein herzliches Danke!“, so war die einhellige Teilnehmerresonanz aus den Online Trainings der letzten Monate.

Birgt das digitale Lernen nun also Chance oder Risiko? Natürlich ist es aus den oben genannten Gründen herausfordernd, digitales Lernen effektiv und gut zu gestalten. Aber ist das nun ein Problem? Nein, nicht grundsätzlich. Entscheidend ist, welche Ziele ich verfolge und wie gut ich diese umsetze. Trainings sind da wirksam und nachhaltig, wo sie eine möglichst hohe Nähe zum Arbeitsalltag aufweisen. Wenn also mein Arbeitsalltag zunehmend virtuelle Meetings beinhaltet, können diese in Online Trainings viel lebensnäher und direkter übertragbar dargestellt, reflektiert und geübt werden. Den Risiken digitalen Arbeiten und Lernens können wir gezielt begegnen. Die Chancen können wir beim Schopf packen und souverän nutzen!

In unserem digitalen Train-the-Trainer-Seminar erfahren Sie, wie Lernen und Austausch auch digital persönlich, interaktiv und lebendig gestaltet werden kann.

Wir sehen uns im www!