Braucht es Konzepte in einer sich immer schneller verändernden Welt?

Die Fortschritte der letzten Jahrzehnte gerade in der Technologie haben rasant zugenommen. Die Welt dreht sich immer schneller. Sogar auf den Nordpol ist nicht mehr Verlass. Laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa bewegt sich der Pol heute mit 55 Kilometern pro Jahr in Richtung Nord-Nord-West. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es noch rund 16 Kilometer pro Jahr.

Um in der hoch volatilen Welt zu bestehen, müssen wir uns den sich verändernden Bedingungen anpassen. Den Kompass neu justieren. Agiles Arbeiten ist ein Stichwort, das in diesem Zusammenhang häufig und mit beschwörendem Pathos fällt. Agil ist ein wichtiger richtungweisender Aspekt. Agil, das ist eben nicht starr und behäbig, sondern flexibel und dynamisch.

Brauchen wir in unserer agilen Welt noch zielorientierte, stabile Vorhaben: Also Konzepte die ein Bild der Zukunft entwerfen und diese vorausschauend planen?

Wenn wir Ziele verfolgen wie z.B. eine Präsentation oder ein neues Produkt, Bauprojekte oder gar eine Nordpolexpedition so brauchen wir immer strategische Leitplanken. Wir müssen wissen, wohin die Reise gehen soll. Wofür wir unser Vorhaben benötigen und welche Mittel wir dafür benötigen. Sonst bestimmt der Zufall und nicht wir unsere Ziele und Wege.

Besonders anschaulich wird agiles vs. konzeptionellen Vorgehens beim Beispiel eines Gebäudes. Ein Architekt, der ein Haus entwirft, entwirft ein Konzept. Er skizziert Fundament, tragende Wände, die Aufteilung der Geschosse, Versorgungsleitungen etc. so das Bauleiter und Handwerker ein funktionierendes Gebäude entlang dieses Plans bauen und Materialien entsprechend einsetzen können. Die Farbe der Wände ist zunächst sekundär. Käme nun ein agiler Kunde oder ein agiles Handerkerteam beim Streichen eines Zimmers auf die Idee, dass man das Haus noch um 5 Etagen aufstocken sollte, bekäme man ein Problem. Anders als in isolierten Arbeitspaketen wie z.B. in Softwaremodulen (hier wurde die Idee des agilen Arbeitens geboren) geht nämlich dann die ganze Planung und Genehmigung (z.B. Bauantrag, Statik) von vorne los. Völlig unagil.

Das plakative Beispiel zeigt, dass in vielen Fällen beide Herangehensweisen eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Konzeptionelles d.h. strategische Vorgehen um Richtung und Rahmen abzustecken und Agilität um verändernden Umweltbedingungen, Kundenwünschen etc. Rechnung zu tragen. Je nach Phase des Projektes und bereits erfolgter Konkretisierung des Vorhaben bieten sich unterschiedliche Werkzeuge aus dem Bereich der agilen Ansätze (Design Thinking, Design Sprint, Scrum etc.) oder des klassischen strategischen Vorgehens an (Konzepterstellung, klasische Methoden des Projektmanagements).
Verabschieden wir uns also von einem Schwarz-Weiß-Denken! Verbinden wir mit einem „Sowohl-als-auch“-Ansatz das Beste aller Welten!